Wenn Krieg zum Alltag gehört

„Heute Morgen hatte ich mit meinem Sohn und meinem Mann einen Videochat. Im Hintergrund habe ich die Raketen fliegen sehen.“ Ganz undramatisch antwortet Hila Barnes auf die Frage der Neuntklässler im Gräfensteinberger Schulhaus, ob sie schon einmal Bomben gesehen hätte. Hila kommt aus Rosenheim. Rosenheim in Israel. Genauer: Rosenheim in Galiläa an der Grenze zum Libanon. Gemeinsam mit Ilan Katz besucht sie auf Initiative von Pfarrer Matthias Knoch Schulklassen im Landkreis. Über den bayerischen Jugendring haben sich die drei kennengelernt. Es entstand eine Freundschaft über viele Jahre. Ilan kommt schon seit fünf Jahren nach Deutschland. Kontakte knüpfen, mit Menschen in Kontakt kommen – das ist ihnen wichtig. Und so erfuhren die Schüler*innen viel über den Alltag in Israel, aber auch über den Krieg. „Jugendliche in Israel sind ja wie wir“, erkannten die Neuntklässler*innen: Pizza essen, Fortnite spielen, Freunde treffen. Doch es gibt Unterschiede: Hilas achtjähriger Sohn wächst mit den Bomben auf. Nachts im Schutzraum zu schlafen, ist für ihn normal.

Jude zu sein bedeutet nicht nur, der Religion anzugehören. Es ist gleichzeitig eine Staatsangehörigkeit. Aber sind Ilan und Hila gläubig? Das ist eine schwierige Frage, meinten sie. Einig waren sich die Schüler*innen und unsere Gäste: Die Werte, die in der Religion wichtig sind, sind uns im Alltag wichtig, und wir achten sie. Mit diesen Werten funktioniert unsere Gesellschaft.

Hila und Ilan haben aufgrund der unsicheren Lage noch kein Flugticket zurück in die Heimat. Die Flüge wurden teils annulliert. Trotzdem war es ihnen so wichtig, in Kontakt zu kommen. Eine offene Welt braucht offene Menschen. Eine Bitte hatte Hila aber: „Wir sind zu euch gekommen, haben unsere Familie im Krieg gelassen. Ihr habt die Verantwortung, diesen Raum anders zu verlassen, als ihr ihn heute betreten habt.“ Dieser Verantwortung sind die Jugendlichen nachgekommen!